bewegt mit Zeilen von Silja Walter, getragen mit Gedanken, die in keinem Tanzschritt ausgetragen, dem Schmerz erträglich geformt werden konnte … während meine geliebte Oma auf ihre letzte Reise wartete …
mit Dank an die Klosterschwestern, in guter Hoffnung, für baka Draga
Die Ankunft
Sonnabend, kühler Wind, Regen
mit Tanzschuhen, Silbermatte und einem Seidenbeutel bunter Feder
angekommen
Sr. Martina empfängt mich und schließt die Pforte:
„Sie müssen heute nicht mehr hinaus
Sie müssen heute nicht mehr hinaus“
Die Gastfreundschaft
Begrüßung
Nachtessen mit der Schwestergemeinschaft in der Klausur
Nachtgebet
Komplet
Das Dreifarbene Meer am Nachttisch
mit den Zeilen von Sr. Hedwig (Silja Walter)
die Theologie des Kammes, der Turm des Kammmachers
in den Schlaf begleitet…
Der Traum
Die Schnittwunde an meinem rechten Oberschenkel
ein Raster aus roten Strichen und weißen Bläschen
erwacht im späten Morgenlicht
Kerzengerade aufgestanden, niederkniend:
ist es Dein Anlitz?
„Die Schwerkraft des Geistes lässt uns nach oben fallen.“ S. Weil
Die Rinde des Dinglichen
Am Fluss spazierend
keine Federn gefunden
mit einem Strauß aus Löwenzahn und Klee
zu den Hasen
Sonnengruß im Regen
unter Kastanienbaumkronen
Lippengebetstanz mit Tag & Nacht im Blumengarten
„was ich denke, blüht mir aus der Haut“
Spaziergang mit Bernardette
Am Fluss entlang
gemeinsam in Dämmerung des Tages
wie zwei Weberinnen, entspinnen wir die Fäden aus unseren Lebensgeschichten
aus Angst von Fledermäusen, Gesicht mit dem Schal geschützt
die Erinnerungen an Krieg zittern im Haar,
Bernardette, eine Lehrerin, die Künste der Klosterküche lernt, hält mich unterm Arm,
beruhigende Salbe, ihre sanften Worte
die Klosterpforten erreicht
Frieden
in der Stille der Klausur
Kaleidoskop im Paramentenwerkstatt
im Drehen der Fäden
eine Weltordnung
das gehorsame Spiel
der Stiche,
schweigend, der Saum
schwingend im Nadelohr der Tanz
„und Tanz wird Taumel
und Taumel Gedicht“
Der Maß der Dinge,
der Tanz des Gehorsams
«Komm, meine Tochter, meine Freundin, meine Taube, hör mir zu (…)
„Tanzen heißt Auferstehen“ SW
Federgruß
Tanzmeditation am 26. April 2022, 19. 45, Komplet
Angeleitet mit Credo aus Misa Criolla, Erzählung zur Entstehung der Komposition, gedankliches zur Federgruß-Meditation
Negro Spiritiul a capella: Sanctum te, „atemzug, Federflug …“
„Der Seele Freude ist es, im Leibe wirksam zu sein“ Hl. Hildegard von Bingen
„ … Wir gehn und gehn. Die Welt wird Tanz im Schweigen und Nichswollen. (…)
„Und ich ging weiter und blieb. Bleiben heißt Weitergehen“
Sr. Hedwig (Silja Walter)